Samstag, 17. November 2012

Die Legende der Jagd -Teil 1 Opening Day-



Jagen in Wisconsin ist so ziemlich wie das Surfen auf Hawaii, wie das Wandern in den Alpen oder das Tauchen in Ägypten - es ist einmalig, außergewöhnlich, unbeschreiblich, eine Erfahrung fürs Leben - es ist einfach wunderschön!

Wisconsin ist halb so groß wie Deutschland, aber wir haben nur 5.536.000 Menschen. An dieser Tatsache kann man sich ausdenken, wie viel  freies Land es hier gibt. Jede Menge Wälder, Sumpf- und Marschgebiete und natürlich die unzähligen Farmen, für die Wisconsin so berühmt ist. Jagen kann man hier so gut wie alles, von Eichhörnchen, Hasen, Füchsen  und Truthähnen hin, bis zu Rehen, Hirschen und in nördlichen Gebieten sogar Bären.
Die verschiedenen Saisons sind übers Jahr verteilt. Die Entensaison ist gerade zu Ende gegangen und die Hirschjagd hat begonnen. Im Winter gibt es Eis-Fischen und im Frühjahr Truthähne.
Die Königsdisziplin oder das beliebteste ist das Hirsche jagen mit dem Gewehr. Nur eine Woche im Jahr erlaubt. Immer in der Thanksgiving Woche (Thanksgiving ist immer am dritten Donnerstag im November). Vorher kann man, und ich bin mir nicht sicher ob nachher auch, Rehe und Hirsche nur mit Pfeil und Bogen jagen. Das ist extrem zeitaufwendig und um ein Vielfaches schwieriger als mit einem Gewehr. 
Mein Gastvater hat in seiner Jugend und im frühen erwachsenen Leben viel gejagt, aber mit der Familie und dem Job heutzutage ist das schwer. So geht es vielen Amerikanern, aber normalerweise können Jugendliche mit 16 (ich bin mir auch hier nicht ganz sicher) selbst nach der Schule, an den Wochenenden und in den Ferien auf die Jagt gehen. Man braucht eine Waffe und einen Hunters Safety Kurs - hier lernt man wie man eine Waffe vernünftig händelt und die ganzen Gesetze rund ums Jagen. 
Ich habe eine Mentor Licence, der Unterschied ist ich habe keine eigene Waffe, keinen Kurs und kann nur mit einem Erwachsenen eine Armlänge entfernt ist,  jagen. Und wir (meine Gastmutter und ich heute) dürfen nur eine Waffe für 2 Leute haben.
 
Heute (Samstag) ist der Eröffnungstag der einwöchigen Hirschjagt. Das ganze ist so populär, dass man in der Schule Formulare ausfüllen kann um mit seiner Familie jagen zu gehen. So verpasst man nur 2 Tage Schule, weil Mittwoch, Donnerstag und Freitag sowieso keine Schule wegen Thanksgiving ist.





Wir (meine Gasteltern und ich, meine Gastschwester geht nicht jagen und meine Gastbruder hatte dieses Jahr keine Lust) sind um 4:30 am Morgen aufgestanden, haben uns warm und orange angezogen und sind um 5:30 mit dem Auto zum übernächsten Ort nördlich gefahren. Burnett -> der Ort wo mein Gastvater aufgewachsen ist und wo wir zur Kirche gehen. Man kann auf privatem Gelände oder auf öffentlichen Gelände jagen, die Gesetze sind die gleichen der Unterschied ist nur, auf privatem Gelände weiß man wer noch so alles da ist. Mein Gastvater geht üblicherweise auf ein kleines Waldstück am Ende des Geländes eines befreundeten Farmers und dieses Jahr sind wir alle hier. Es gibt verschiedene Arten zu jagen. Die zwei von denen ich gehört habe sind die beliebtesten:
 
1) man sitzt in einem Schießstand oder einem Baum, in einem Busch oder an einer Baumgruppe und wartet bis etwas vorbeikommt, das man schießen kann.
Wenn man mit mehreren Leuten ist verteilt man sich, um ein größeres Gebiet abzudecken.

2) man geht mit einer größeren Gruppe (6 oder mehr). 5 Leute gehen durch einen Wald, schrecken die Hirsche auf und versuchen sie im Lauf zu erwischen -> extrem schwer, man muss schnell sein. Zur Absicherung seht der 6. Mann am Ende des zu durchkämmenden Stückes und versucht die rennenden Tiere im Lauf von vorne zu erwischen. 

Don'S Freund hat einen 6 Pointer geschossen
(junges Tier ca 1 1/2 Jahre alt) zartes Fleisch
Wir jagen nach Methode 1. Die Gesetzte zum Jagen sind scharf, aber das müssen sie auch. Man darf nur bei Tageslicht schießen, also zwischen 6 Uhr am Morgen und 4:30 am Nachmittag, vorher und nachher ist es illegal eine geladenen Waffe mit sich zu haben. Die Strafen für das Brechen eines Gesetzes sind hoch. Lebenslanges Jagdverbot, lebenslanges Verbot des Besitzen einer Waffe, Geld und sogar Gefängnis -> zu hoch für einen dummen Fehler oder eine Unachtsamkeit deswegen passen ALLE höllisch auf! 
Wir sind im Dunklen raus und haben uns einen schönen Fleck am Ende einer Baumreihe gesucht. Das hohe Gras und die Bäume hinter uns, von denen einige abgestorben sind, bieten eine gute Deckung. Es ist Gesetz, dass min. 50% der Kleidung am Körper die Farbe Orange hat. So kann man besser von anderen gesehen werden um Unfällen vorzubeugen und Rehe und Hirsche können ohnehin keine Farben sehen. Wir haben uns im Dunklen eine Platz gesucht um die Waffe um Punkt 6 zu laden und sofort bereit zu sein. Und außerdem scheuchen Leute die später als 6 Uhr kommen Rehe und Hirsche auf - bessere Chancen! Die besten Gelegenheiten einen Hirsch oder ein Reh zu sehe und zu erlegen sind am Morgen und am Abend. Den ganzen Tag über bewegen sich die Viecher meistens nicht und wenn dann nur in sehr großen und langsamen Kreisen von 3 Stunden und mehr.

Es gibt zwar viele Tiere hier, aber die Garantie etwas zu sehen oder zu töten hat man nie. Deshalb heißt es jagen und nicht töten!

Es ist einfach klasse, und jeder der schon mal einen Sonnenaufgang auf einem Berg oder an der Küste mit erlebt hat weiß annähernd was ich versuche zu beschreiben: Es war extrem nebelig als wir raus sind und so konnten wir gleich 2 Naturschauspiele mit erleben. Es wird heller, die Luft wärmt sich auf und die ersten Nebelschwaden verschwinden. Dann bricht ein erster Sonnenstahl durch die Dächer der Baumkronen um uns herum. Die Vögel fangen an zu zwitschern und ein erster frische Windhauch weht durch die ca.1,5 bis 1,8 m hohen Gräser. Ein geladenes Gewehr auf dem Schoß zu haben, die Natur zu genießen und mit ihr gemeinsam in den Tag zu starten. Und das trifft es nicht mal annähernd!

Um ca. 10 min nach 6 haben wir die ersten Schüsse gehört. Manche weiter weg, andere etwas näher (ich spreche immer noch gut von 500 m). Es ist wie ein ziemlich langsames Feuerwerk, das man nur hört und nicht sehen kann. Das ging ca. 1 Stunde so alle 2 bis 10 min, ein Knall oder mehrere in einer Reihe (wenn man schießt, sofort nachladen, damit man noch mal abdrücken kann).
 
Den ganzen Tag über ist nicht viel passiert. Ich hab ein Nickerchen gehalten und gegen Mittag sind wir zurück zum Bauernhof auf dem Gelände gegangen um den Hirsch zu sehen den der Sohn des Farmers geschossen hat. 

Mein Gastvater war auf der anderen Seite des gut 1 km breiten Feldes. Wir haben sms's geschickt um nachzufragen ob alles in Ordnung ist und ob die Schüsse aus seiner Richtung von ihm waren - waren sie nicht.

Jetzt würde man denken den ganzen Tag draußen sitzen ist irgendwie langweilig, aber dem ist nicht so, die Natur um einen herum lebt und atmet in vollen Zügen. Es ist wie ein Tag am Strand, man macht eigentlich nichts, aber langweilen tut man sich auch nicht.

Den ganzen Tag über lag die Spannung zum Greifen in der Luft. Meine Gastmutter und ich haben nichts gesehen, mein Gastvater hat ein Weibchen gesehen. Morgen gehen wir in den Schießstand meines Gastvaters, um bessere Chancen zu haben.

****!!!!Teil 2 morgen (Montag deutscher Zeit)!!!!****

1 Kommentar:

  1. Das klingt nach einem aufregenden Tag an der frischen Luft. Ich freu mich schon auf den Teil 2 und Waidmanns Heil
    PAPA

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