Sonntag, 18. November 2012

Die Legende der Jagd –Teil 2 First Blood-


(ich empfehle Teil 1 zu lesen, und warne gleichzeitig vor den eventuell blutigen Bildern im folgenden Beitrag)

Der Tag heute ist genau wie der gestrige gestartet – früh aufstehen, raus aufs Feld und die Waffe um 6:30 geladen. Heute sind nur meine Gastmutter und ich raus und wir sind in den Schießstand gegangen, in dem normalerweise mein Gastvater sitzt. Der Tag war nicht so nebelig und wir konnten richtig viele Sterne sehen und uns auch schon ziemlich gut zurechtfinden. Der Sonnenaufgang war ,wie gestern, richtig schön und von den wundervollen Geräuschen der Natur untermalt. Wir haben einige kanadische Gänse gesehen, die sich langsam auf den Weg Richtung Süden machen (ziemlich spät, weil es dieses Jahr sehr trocken und warm war, und immer noch ist). Den ganzen Vormittag ist nicht viel passiert, wir haben nichts gesehen und die anderen Schüsse, die man gestern hören konnte sind auch weniger geworden. Zum einen gehen viele nach ihrem ersten Fang nicht noch mal raus, und zum anderen war es heute sonniger und wärmer (10°C), also suchen die schlauen Tiere einen Platz im hohen Gras und bewegen sich den ganzen Tag über nicht viel. Wenn es kühler ist, wird denen schnell kalt, also bewegen sie sich -> bessere Chancn.

Der Plan war um 1:00 nach Hause zu gehen, weil wir heute Abend noch nach NEW YORK STATE fahren -> typisches Thanksgiving mit der Familie, ich werde euch auf jeden Fall über den Blog auf dem Laufenden halten.
Die Familie meiner Gastmutter, wahrscheinlich werdet ihr in der nächsten Woche täglich Berichte bekommen.

Um 11:30 Uhr hatten wir also immer noch nichts gesehen und der Bruder meines Gastvaters, der auf der Nachbarfarm in einen anderen Schießstand gesessen, und auch noch nichts gesehen hatte schlug einen Drive vor (Methode 2 aus dem Bericht von gestern). Cheryl (meine Gastmutter) konnte nicht mit machen, ihr Rücken hatte ihr diese Woche schon mal Schmerzen bereitet also stand sie am Ende des langen Feldes, das wir mit 3 Leuten zu durchkämmen versuchten. Ich hatte das Gewehr von Doug (mein Gastonkel). Er war immer eine Armlänge hinter mir, weil das meine Lizenz so vorschreibt.
Also wir sind auf die andere Farm, und er hat mich gefragt, ob ich mit einer Waffe umgehen kann und ich so „YES“, er meinte noch was wie, der Safety Butten (die Sicherung) ist ein bisschen verschieden, dann lädt das Gewähr voll und drückt es mir in die Hand :D

Die Lage:

 
Unsere Strategie:












                                                     Und dann auf halber Strecke ca.3 Meter neben mir springt ein junges Reh aus dem Gras:
John hat 2-mal geschossen, aber nicht getroffen und ich habe es zwar gesehen, und auch anvisiert, war aber nicht sicher ob es sicher genug ist zu schießen (es war sicher genug). Das ganze hat sich vielleicht in 5 Sekunden abgespielt und mein Herz ist abgegangen wie ein Presslufthammer – JAGT FELLING!

Ungefähr 20 Meter weiter ist wahrscheinlich die Mutter aus dem ca. 180 cm hohen Gras gesprungen und sofort nach vorne los gesprintet. Meiner Gastmutter hat von der Seite einen Schuss abgegeben aber nichts getroffen. Sie hat das Gewehr nicht richtig gehalten oder nur zu locker, aber das Visier auf dem Gewehr hat ihr eine Klippe in die Nase gehauen. Das kann richtig gefährlich sein und einem im Extremfall die Nase brechen.

Nach weiteren 20 Metern ist das dritte Reh, in den Sprint gegangen. John hat 1 mal geschossen – PERFEKT !!!
Es ist in eine kleine Buschgruppe gerannt und nicht auf der anderen Seite raus gekommen, wir waren also nicht sicher ob es nur wartete oder tot war. Es war tot, ein perfekter Schuss in den Nacken hatte das Tier sofort niedergestreckt.
Normalerweise versucht man direkt hinter die Vorderbeine zu schießen, um die Lunge oder das Herz zu erwischen um dem Tier so wenig Schmerzen wie möglich zu bereiten und so wenig  Fleisch wie möglich zu zerstören.

Ich und meine Gastmutter
John und Ich
Jagen ist nicht zum Spaß, natürlich kann der Nervenkitzel und das Lauern auf die Beute Vergnügen bereiten, aber man macht es auch für das Fleisch. Reh oder Hirschfleisch zu kaufen oder damit zu handeln ist illegal, also bekommt man es nur wenn man es selbst erlegt oder von Freunden oder Familie, was nicht oft geschieht, weil es ist wie nach einem Teil des Gehaltes zu fragen.

Die Innereien müssen per Gesetzt noch vor Ort  ausgenommen werden. Das Ausweiden ist eine hohe Kunst man sollte sich selbst nicht verletzten und auch keine Organe, das Tier ist zwar schon tot, aber man möchte nicht, beispielsweise den Inhalt den Magens über das gute Fleisch ergießen.

Ich durfte ein bisschen mitmachen und es ist sehr interessant! Da das Tier vielleicht 15 min tot war, ist es natürlich noch warm von innen und einfach nur glibberig. Nun der moralische Teil: Fleisch wächst nicht auf Bäumen oder unter der Erde, man kann es nicht finden wie einen Stein oder danach rufen – man muss es von einem Lebewesen nehmen. Das geschieht in Fabriken wo wir es nicht mitbekommen und wird dann schön verpackt bei Aldi oder Rewe in der Kühltruhe ausgebreitet. Es ist nicht falsch es einmal selbst zu tun (der einzige Unterschied ist der, in der Fabrik machen die das hoffentlich nicht auf dem Boden und sie haben die                                                schärferen Messer).  Ich finde jeder der einmal Fleisch gegessen hat, sollte das mal gemacht haben – mir hat es das Gefühl gegeben zu begreifen was es bedeutet Fleisch zu essen. Ich weiß, dass nicht jeder diese Erfahrung machen kann, aber wenn ihr die Chance dazu habt, versucht es!

Rehe gibt es hier genug, im Gegenteil, es gibt sogar in machen Jahren zu viele. Ein Reh oder Hirsch in Wisconsin ernährt sich größtenteils von Mais – davon gibt es hier unendlich viel.

Unsere Truppe, in orange hinter meiner Mutter ist Mark, daneben ist mein Onkel (Don's Bruder) Doug, rechts daneben John, der den anderen Hirsch gestern geschossen hat und ich.
Wir sind zu der Farm gegangen und da ich es nicht geschossen hab sondern John, behält er es, aber ich durfte mit eine Art Filet aus dem Rücken schneiden – nicht viel, aber eins der besten Stücke. 

2 ½ Stunden später zu Hause hat es mein Gastvater mit Butter in der Pfanne angebraten, und ich hatte wohl das leckerste und frischeste Steak meines Lebens.
ES WAR KÖSTLICH

4 Kommentare:

  1. Hallo Lukas!
    Ein wunderschönes Erlebnis, was du so schnell nicht vergißt. Wenn du durch die Natur streift zu solch früher Stunde,kann mir gut Vorstellen wie ergreifend das ist.
    Dein Blog zu lesen ist schon geil, geil,geil.
    Gruß deine Oma!!!!!

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  2. Ich bin neidisch. Die Erfahrung einmal so zu jagen reizt mich schon!
    Letztens wurden vor mir Kaninchen geschlachtet. Das ist natürlich etwas anderes, aber ich muss sagen, ich habe mich etwas seltsam gefühlt. Respekt, dass du da so beherzt mitgemacht hast!

    Vielleicht hast du ja ein anderes mal mehr Glück, und schießt auch noch etwas. Weiterhin Waidmanns Heil!

    LG, Klaas

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  3. Lieber Lukas,
    Wie immer klasse ge- und vor allem beschrieben. Zum Glück mussten wir nach dem ersten Bericht nicht lange auf Teil 2 warten. Was mich aber wirklich beeindruckt, wie du das für dich hin bekommst, den Spagat zwischen ich erlebe etwas spannendes und ich muss dafür ein Lebewesen töten. Ich finde, du hast Recht damit, dass jeder der Fleisch essen will an einer Jagt teilnehmen sollte. Denn es ist so wie du schreibst, Tiere wachsen nicht auf Bäumen, sie werden nur für und unsichtbar zu Steaks oder Wurst verarbeitet. Das sind die Erlebnisse, die du in Deutschland nicht machen kannst und die dir keiner mehr nehmen kann. Mach weiter so und nimm mit was du bekommen kannst (bitte nur im positiven)
    PAPA

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    1. Thanks DAD, ich habe gedacht, dass du es ganau so wie ich siehst.

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