(ich empfehle Teil 1 zu lesen, und warne gleichzeitig vor
den eventuell blutigen Bildern im folgenden Beitrag)
Der Tag heute ist genau wie der gestrige gestartet – früh
aufstehen, raus aufs Feld und die Waffe um 6:30 geladen. Heute sind nur meine
Gastmutter und ich raus und wir sind in den Schießstand gegangen, in dem
normalerweise mein Gastvater sitzt. Der Tag war nicht so nebelig und wir
konnten richtig viele Sterne sehen und uns auch schon ziemlich gut
zurechtfinden. Der Sonnenaufgang war ,wie gestern, richtig schön und von den
wundervollen Geräuschen der Natur untermalt. Wir haben einige kanadische Gänse
gesehen, die sich langsam auf den Weg Richtung Süden machen (ziemlich spät,
weil es dieses Jahr sehr trocken und warm war, und immer noch ist). Den ganzen
Vormittag ist nicht viel passiert, wir haben nichts gesehen und die anderen
Schüsse, die man gestern hören konnte sind auch weniger geworden. Zum einen
gehen viele nach ihrem ersten Fang nicht noch mal raus, und zum anderen war es
heute sonniger und wärmer (10°C), also suchen die schlauen Tiere einen Platz
im hohen Gras und bewegen sich den ganzen Tag über nicht viel. Wenn es kühler
ist, wird denen schnell kalt, also bewegen sie sich -> bessere Chancn.
Der Plan war um 1:00 nach Hause zu gehen, weil wir heute
Abend noch nach NEW YORK STATE fahren -> typisches Thanksgiving mit der
Familie, ich werde euch auf jeden Fall über den Blog auf dem Laufenden halten.
Die Familie meiner Gastmutter, wahrscheinlich werdet ihr in der
nächsten Woche täglich Berichte bekommen.
Um 11:30 Uhr hatten wir also immer noch nichts gesehen und
der Bruder meines Gastvaters, der auf der Nachbarfarm in einen anderen Schießstand
gesessen, und auch noch nichts gesehen hatte schlug einen Drive vor (Methode 2
aus dem Bericht von gestern). Cheryl (meine Gastmutter) konnte nicht mit
machen, ihr Rücken hatte ihr diese Woche schon mal Schmerzen bereitet also
stand sie am Ende des langen Feldes, das wir mit 3 Leuten zu durchkämmen
versuchten. Ich hatte das Gewehr von Doug (mein Gastonkel). Er war immer eine
Armlänge hinter mir, weil das meine Lizenz so vorschreibt.
Also wir sind auf die andere Farm, und er hat mich gefragt,
ob ich mit einer Waffe umgehen kann und ich so „YES“, er meinte noch was wie,
der Safety Butten (die Sicherung) ist ein bisschen verschieden, dann lädt das
Gewähr voll und drückt es mir in die Hand :D
Die Lage:
Unsere Strategie:
John hat 2-mal geschossen, aber nicht getroffen und ich habe
es zwar gesehen, und auch anvisiert, war aber nicht sicher ob es sicher genug
ist zu schießen (es war sicher genug). Das ganze hat sich vielleicht in
5 Sekunden abgespielt und mein Herz ist abgegangen wie ein Presslufthammer –
JAGT FELLING!
Ungefähr 20 Meter weiter ist wahrscheinlich die Mutter aus
dem ca. 180 cm hohen Gras gesprungen und sofort nach vorne los gesprintet.
Meiner Gastmutter hat von der Seite einen Schuss abgegeben aber nichts getroffen.
Sie hat das Gewehr nicht richtig gehalten oder nur zu locker, aber das Visier
auf dem Gewehr hat ihr eine Klippe in die Nase gehauen. Das kann richtig gefährlich
sein und einem im Extremfall die Nase brechen.
Nach weiteren 20 Metern ist das dritte Reh, in den Sprint
gegangen. John hat 1 mal geschossen – PERFEKT !!!
Es ist in eine kleine Buschgruppe gerannt und nicht auf der anderen Seite raus gekommen, wir waren also nicht sicher ob es nur wartete oder tot war. Es war tot, ein perfekter Schuss in den Nacken hatte das Tier sofort niedergestreckt.
Es ist in eine kleine Buschgruppe gerannt und nicht auf der anderen Seite raus gekommen, wir waren also nicht sicher ob es nur wartete oder tot war. Es war tot, ein perfekter Schuss in den Nacken hatte das Tier sofort niedergestreckt.
Normalerweise versucht man direkt hinter die Vorderbeine zu
schießen, um die Lunge oder das Herz zu erwischen um dem Tier so wenig
Schmerzen wie möglich zu bereiten und so wenig Fleisch wie möglich zu zerstören.
Ich und meine Gastmutter |
John und Ich |
Jagen ist nicht zum Spaß, natürlich kann der Nervenkitzel
und das Lauern auf die Beute Vergnügen bereiten, aber man macht es auch für das
Fleisch. Reh oder Hirschfleisch zu kaufen oder damit zu handeln ist illegal,
also bekommt man es nur wenn man es selbst erlegt oder von Freunden oder
Familie, was nicht oft geschieht, weil es ist wie nach einem Teil des Gehaltes
zu fragen.
Die Innereien müssen per Gesetzt noch vor Ort ausgenommen werden. Das Ausweiden ist eine
hohe Kunst man sollte sich selbst nicht verletzten und auch keine Organe, das Tier
ist zwar schon tot, aber man möchte nicht, beispielsweise den Inhalt den Magens
über das gute Fleisch ergießen.
Ich durfte ein bisschen mitmachen und es ist sehr
interessant! Da das Tier vielleicht 15 min tot war, ist es natürlich noch warm
von innen und einfach nur glibberig. Nun der moralische Teil: Fleisch wächst
nicht auf Bäumen oder unter der Erde, man kann es nicht finden wie einen Stein
oder danach rufen – man muss es von einem Lebewesen nehmen. Das geschieht in
Fabriken wo wir es nicht mitbekommen und wird dann schön verpackt bei Aldi oder
Rewe in der Kühltruhe ausgebreitet. Es ist nicht falsch es einmal selbst zu tun
(der einzige Unterschied ist der, in der Fabrik machen die das hoffentlich nicht auf dem Boden und sie haben die schärferen Messer). Ich finde jeder der einmal Fleisch gegessen hat, sollte das mal gemacht
haben – mir hat es das Gefühl gegeben zu begreifen was es bedeutet Fleisch zu
essen. Ich weiß, dass nicht jeder diese Erfahrung machen kann, aber wenn ihr die
Chance dazu habt, versucht es!
Rehe gibt es hier genug, im Gegenteil, es gibt sogar in
machen Jahren zu viele. Ein Reh oder Hirsch in Wisconsin ernährt sich
größtenteils von Mais – davon gibt es hier unendlich viel.
Unsere Truppe, in orange hinter meiner Mutter ist Mark, daneben ist mein Onkel (Don's Bruder) Doug, rechts daneben John, der den anderen Hirsch gestern geschossen hat und ich. |
Wir sind zu der Farm gegangen und da ich es nicht geschossen
hab sondern John, behält er es, aber ich durfte mit eine Art Filet aus dem
Rücken schneiden – nicht viel, aber eins der besten Stücke.
2 ½ Stunden später
zu Hause hat es mein Gastvater mit Butter in der Pfanne angebraten, und ich hatte
wohl das leckerste und frischeste Steak meines Lebens.
ES WAR KÖSTLICH
Hallo Lukas!
AntwortenLöschenEin wunderschönes Erlebnis, was du so schnell nicht vergißt. Wenn du durch die Natur streift zu solch früher Stunde,kann mir gut Vorstellen wie ergreifend das ist.
Dein Blog zu lesen ist schon geil, geil,geil.
Gruß deine Oma!!!!!
Ich bin neidisch. Die Erfahrung einmal so zu jagen reizt mich schon!
AntwortenLöschenLetztens wurden vor mir Kaninchen geschlachtet. Das ist natürlich etwas anderes, aber ich muss sagen, ich habe mich etwas seltsam gefühlt. Respekt, dass du da so beherzt mitgemacht hast!
Vielleicht hast du ja ein anderes mal mehr Glück, und schießt auch noch etwas. Weiterhin Waidmanns Heil!
LG, Klaas
Lieber Lukas,
AntwortenLöschenWie immer klasse ge- und vor allem beschrieben. Zum Glück mussten wir nach dem ersten Bericht nicht lange auf Teil 2 warten. Was mich aber wirklich beeindruckt, wie du das für dich hin bekommst, den Spagat zwischen ich erlebe etwas spannendes und ich muss dafür ein Lebewesen töten. Ich finde, du hast Recht damit, dass jeder der Fleisch essen will an einer Jagt teilnehmen sollte. Denn es ist so wie du schreibst, Tiere wachsen nicht auf Bäumen, sie werden nur für und unsichtbar zu Steaks oder Wurst verarbeitet. Das sind die Erlebnisse, die du in Deutschland nicht machen kannst und die dir keiner mehr nehmen kann. Mach weiter so und nimm mit was du bekommen kannst (bitte nur im positiven)
PAPA
Thanks DAD, ich habe gedacht, dass du es ganau so wie ich siehst.
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