Sonntag, 8. Juni 2025

Farewell Party und die Heimreise


08.06.2025
[Die folgenden Ereignisse liegen nun, genau so wie der letzte Post in meinem Blog, schon fast 12 Jahre in der Vergangenheit, dennoch erinnere ich mich an genug Details um die Geschichte meines Auslandsjahres hier zu ende zu erzählen.]


23. - 26.06.2013
Am Sonntag den 23.06.2013 hat meine Gastfamilie für mich eine Abschiedsfeier organisiert. Veranstaltungsort sollte das Vereinshaus des Gun-Club meiner Familie in Juneau sein. Am Mittag haben wir zusammen aufgebaut. Meine Gasteltern und -Geschwister waren da und ich habe viele Freunde aus der Schule und auch ein paar darüber hinaus eingeladen.
Es gab einen typisch verzierten und beschriebenen Kuchen und dazu ein kleines Buffet mit selbst vorbereiteten und mitgebrachten lokalen Spezialitäten. Ich weiß noch, dass so ziemlich all diese Supermarkt-Kuchen immer sehr sahnig-süß waren und nach nicht wirklich viel geschmeckt haben, so vermutlich auch dieser. Aber darum geht es nicht, denn ich habe mich sehr über die Geste und einer der letzten Überraschungen meiner Gastfamilie gefreut. Der oberflächliche Geschmack von künstlichen Farben und Aromen gehört halt einfach irgendwie dazu... Dafür gab es auch noch selbst gemachte "Sloppy-Joe" Burger. Das ist ein einfaches Burger Brötchen "belegt" mit einer Kelle Tomaten-Hackfleisch-Soße; von meiner Gastmutter um Langsam-Kochtopf bereits Stunden vorher zuhause gegart und nicht nur in der High School Kantine, sondern auch auf vielen Feiern ein beliebtes Essen.

Es war ein wirklich tolles Fest über den Nachmittag hinweg: Erinnerungen und Geschichten wiedererzählt und es gab auch ein paar Abschiedsgeschenke für mich. Ich hatte nochmal mein Fotobuch von zu Hause mit Post-It-Beschriftungen der Personen ausgelegt, in dem die Gäste blättern konnten, und ein paar Senior-Fotos aus der High School zum verschenken meinerseits.
Zudem wollte ich unbedingt noch eine Fahne mit Botschaften und Unterschriften von meinen Freunden bemalen lassen. Weil das aber mit einer USA-Flagge niemals gegangen wäre, hatte ich zuvor eine Wisconsin-Badgers-Fahne der University of Wisconsin mit deren Logo, dem "Motion-W" gekauft. [Diese Fahne habe ich heute noch, zu einem Dreieck zusammen gefaltet, bei mir im Zimmer als Erinnerung auf einem Regalbrett liegen.] 

Und natürlich wurden viele viele letzte Fotos gemacht.

Am Abend sind manche noch mit zu meiner Gastfamilie gekommen und wir haben ein Lagerfeuer im Garten gemacht. Ein gelungener Tag und Abschied meiner Freunde, sowie das letzte Mal, dass ich einige dieser Menschen seit dem gesehen habe. Bei denen, die mir am wichtigsten waren und es noch sind, ist es zum Glück nicht das letzte Mal gewesen, doch dazu in einem späteren Post mehr...

Vom 24.06.2013, dem Tag vor meiner Abreise weiß ich nicht mehr so viel... vermutlich habe ich den kompletten Tag damit verbracht ein ganzes Jahr voller Erinnerungen, Souvenirs und neuer Klamotten in einen Koffer zu quetschen - das war auf jeden Fall vergeblich, denn ich habe eine Kiste auf dem Dachboden meiner Gastfamilie deponiert und durfte zudem zwei, noch größere Kisten bei meinem Freund Jake im Keller einlagern. Ich glaube da waren hauptsächlich Klamotten und Kram drin, den ich nicht direkt mit nach Deutschland zurück nehmen konnte aber in Zukunft abholen wollte.

[Ich habe die Kisten im Frühjahr 2014 abgeholt, durchgeschaut und das meiste davon dann mit nach Deutschland genommen. Viele der T-Shirts aus der High School und natürlich auch die Schul-Jacke von damals habe ich heute noch.]




Und dann war er gekommen... der Tag der Abreise und des sehr sehr schweren Abschieds von meiner Gastfamilie. Haley ist nochmal mit  ihrem coolen Auto vorbei gekommen und hat sich im letzten Moment auch noch von mir verabschiedet. Die Gefühle waren sehr überwältigend damals und ich habe in dem moment noch gar nicht so viel verarbeitet, wie in den Tagen, Wochen, Monaten und auch noch Jahren danach... das was dieses Auslandsjahr mit mir gemacht hatte war schon krass.
Ich glaube das Ende und der Abschied damals waren hart für mich, aber ich hatte mich ja zum einen darauf eingestellt und zum anderen wusste ich, dass ich ganz bestimmt wieder zu besuch kommen würde.
Meine Gastfamilie hat mich zu einer Sammelstelle für rückreisende Austauschschüler gebracht. Andere Familien mit ihren Kindern waren auch da, von denen ich ein paar flüchtig kannte. Es gab ein kleines Abschiedsessen und man konnte sogar bowling spielen, aber ich weiß noch, dass ich viel bei meiner Familie saß. Nach den letzten Tränen (hauptsächlich von meiner Gastmutter, aber auch welchen von mir) und dem vorerst endgültigen Abschied ging es für alle Austauschschüler mit einem Bus weiter in eine noch größere Sammelstelle. Das war in der Sporthalle einer anderen Schule in der Nähe des Flughafens von Chicago.
 



Nach der Registrierung hatte ich ein paar Stunden Zeit bis es mit den Shuttle zum Flughafen gehen sollte. In der Sporthalle gab es Verpflegung und den umliegenden Räumen konnte man sich sogar zum schlafen auf Sportmatten legen, aber nur nachdem man sich an der Tür in eine Liste eingetragen hatte, sodass man im Notfall geweckt wurde und nicht den Bus verpasste.
Ich habe noch zwei besonders gute Erinnerungen an meine Wartezeit dort. Es gab ein Wiedersehen mit einigen deutschen Austauschschülern, die ich noch aus meiner Vorbereitungszeit kannte. Nun hatte wir uns sehr viel zu erzählen, wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt. Es war überwältigend, alle anderen hatten einfach auch so ein Jahr voller unvergesslicher Geschichten erlebt wie ich.


Der Rückflug verlief unspektakulär. Ich erinnere mich noch daran, dass ich mich dann doch im Flug mit jeder Stunde mehr und mehr auf das Wiedersehen mit meiner richtigen Familie, die ich etwa 10 Monate nicht gesehen und manchmal tatsächlich etwas vergessen hatte, gefreut habe. Und es war super super schön! Am Flughafen wurde ich von allen (oder fast allen) aus meiner Familie empfangen. Vielleicht war mein Bruder in der Schule, denn es war morgens. Ich hatte vorher schon meinen Vater gefragt ob wir direkt mit einem Bier anstoßen könnten, weil ich das ja in der ganzen Zeit in den USA nicht durfte... aber ihm war das zu früh... ein bisschen verständlich. Also hatte er Fassbrause mitgebracht und ich weiß, dass es ein Bild gibt, wie wir damit am Flughafen anstoßen.... das finde ich leider nicht mehr. Dafür habe ich das Bild von meiner Mutter in meiner High-School-Jacke mit dem Willkommens-Poster gefunden.


Und so ist die Geschichte meines Auslandsjahres vor knapp 12 Jahren zu Ende gegangen. 




Eins fällt mir noch ein:
Zuhause habe ich etwa drei bis fünf Tage gebraucht, bis ich wieder normal deutsch sprechen konnte. An den ersten beiden Tagen habe ich jeden Satz, den ich auf Deutsch angefangen habe, auf Englisch beendet - ohne das abstellen zu können... meinen Freunden ging es schnell auf die Nerven, aber sie fanden es auch ziemlich lustig. Das schöne war, dass als mein Deutsch wieder komplett da war, meine Englisch-Fähigkeiten so gut geblieben sind, dass es bis heute wie eine zweite Muttersprache für mich ist. Etwas mehr zum Fazit in meinem nächsten, dann vermutlich wirklich letzten Post.

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